Ab 2027 sollen in der Ostschweiz selbstfahrende Postautos unterwegs sein. Das Projekt «AmiGo» entsteht in Kooperation zwischen PostAuto und der chinesischen Baidu-Tochter Apollo Go. Unterstützt wird das Vorhaben vom Bundesamt für Verkehr (BAV), dem ASTRA und dem Touring Club Schweiz (TCS).
Bereits Ende 2025 starten die ersten Kartografierungsfahrten – vorerst noch mit Sicherheitsfahrer:innen. Im Verlauf von 2026 sollen ausgewählte Passagier:innen an Testfahrten teilnehmen können, bevor 2027 der reguläre Betrieb startet. Geplant sind 25 elektrisch betriebene Fahrzeuge, buchbar per App, mit Platz für bis zu vier Personen.
Das Ziel: ländliche Regionen und Randzeiten besser erschliessen – dort, wo der klassische Linienverkehr an seine Grenzen stösst. Jede Fahrt soll sich mit ähnlichen Buchungen anderer Nutzer:innen kombinieren lassen, um Leerfahrten zu vermeiden.
Baidu bringt mit Apollo Go einige Erfahrung ein. Das Unternehmen betreibe in China bereits über 1’000 fahrerlose Fahrzeuge in 16 Städten und gilt dort als Marktführer. Die Schweiz dient nun als Testfeld für den Einstieg in den europäischen Markt – auch, weil sie für ihre Innovationsfreundlichkeit und rechtliche Stabilität bekannt ist.
Heikel bleibt das Thema Datenschutz. Laut PostAuto sollen alle Daten in der Schweiz verarbeitet und den Regeln des Datenschutzgesetzes (DSG) sowie der EU-DSGVO unterstellt werden. Ob das genügt, um das Vertrauen der Bevölkerung und der Politik zu gewinnen, wird sich zeigen – ebenso wie die Frage, wie gut die Fahrzeuge mit engen Bergstrassen, Schnee und wechselhaftem Wetter umgehen können.
Parallel laufen in der Schweiz weitere Tests mit automatisierten Fahrzeugen, etwa im Zürcher Furttal, wo Nissan und die SBB mit dem Projekt «iaMo» experimentieren. Sollte PostAuto mit AmiGo Erfolg haben, könnte die Schweiz zur europäischen Vorreiterin in Sachen fahrerlose Mobilität werden – und Baidu ein strategisch wichtiges Standbein auf dem Kontinent sichern.
Interessant finde ich, dass sich PostAuto für die Zusammenarbeit mit einem Partner aus China entschieden hat und nicht mit Waymo, dem Unternehmen aus der Google Familie. Vor allem, wenn wir bedenken, wie präsent Google in der Schweiz ist und es trotz kritischer Distanz zum Trump-Amerika und den US-Big-Tech-Unternehmen nicht gerade weniger problematisch ist, mit einem chinesischen Unternehmen zu arbeiten.
Quellen:
- Reuters – Baidu expands robotaxi push to Switzerland in PostBus deal
- Financial Times – China’s Baidu in talks to launch robotaxis in Europe
- Le Monde – Baidu, China’s robotaxi leader, sets sights on Europe
- SRF: Autonomes Fahren – Bald fahren chinesische Robotaxis in der Schweiz auf dem Land
- NZZ / AZ (E-Paper Artikel vom 23. Oktober 2025)


